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Montag, 14. März 2016, 10:55

Quecksilber im See

Der Schatz im (altmärkischen) Silbersee
Dass der „Silbersee“ seinen schönen Namen nicht eigentlich vom Silber hat, sondern vom
Quecksilber, das zu hunderten von Tonnen in ihm lagert und dass sein Schatz weitere
Giftstoffe aus der Erdgasförderung und anderen Quellen enthält, ist seit Jahrzehnten in
der Altmark bekannt, wurde bisher aber doch eher hinter vorgehaltener Hand
weitergesagt.
Dies hat sich nun geändert. Die Betreiberfirma Gaz de France, die nach eigenen Angaben
seit 46 (!) Jahren die Erdgasförderung in der Altmark durchführt und einen großen Teil von
deren Hinterlassenschaften im Silbersee zum Nulltarif entsorgt und dadurch eine satte
zweistellige Millionensumme eingespart hat, will nun – großzügig wie sie ist – den
Silbersee samt seinem Schatz, sowie die Verantwortung hierfür, der öffentlichen Hand
zum Geschenk machen. Und da Geschenke schön verpackt gehören, soll auch der
Silbersee eine Verpackung erhalten (die in dem Fall allerdings die Beschenkte bezahlen
soll, jedenfalls zu 90%) – d.h. nicht eigentlich eine Verpackung, aber doch immerhin eine
Abdeckplane aus Plastik, die das Inventar vor Regen schützen soll. - Doch was ist mit
einer Verpackung nach unten? - Nicht nötig! Denn dort ist eine dicke Schicht aus Lehm –
schließlich befinde man sich ja auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei.
Der BI „Saubere Umwelt und Energie Altmark“ kam dies jedoch nicht wirklich sauber vor,
und damit endete das Schweigen um den Silbersee. Die Grüne Landtagsabgeordnete
Dorothea Frederking war bereit, per Kleine Anfrage mehr Informationen über das Silber in
diesem See einzuholen.
Die erhaltenen Antworten warfen aber nur neue Fragen auf, so dass Bernd Ebeling und
Christfried Lenz sich nach Staßfurt zur Akteneinsicht im Landesbergamt (LAGB) auf den
Weg machten. Den Gutachten war zu entnehmen, dass es sich bei der angeblich nach
unten abdichtenden Schicht nicht um Lehm, sondern um Mergel aus tonigem, sandigem,
schwach kiesigem Schluff mit Geschieben in Stein und Blockgröße sowie Kalkbändern
handelt und dass diese sehr inhomogene Schicht stellenweise nur 70 cm dick ist. Dass
hier nicht von einer Abdichtung die Rede sein kann, bestätigte ein Blick auf die Ergebnisse
des Grundwassermonitorings, die auf der Abflussseite bedeutend höhere
Schadstoffgehalte als auf der Zuflussseite auswiesen.
Den Joker zog Bernd Ebeling, als ihm auffiel, dass die Tabelle der Inhaltsstoffe, die mit der
Beantwortung der KA als aktueller Stand vorgelegt worden war, mit exakt den gleichen
Mengenangaben bereits in einem Gutachten aus 1991 figurierte.
Nun waren natürlich Nachfragen an die Landesregierung fällig: Wie kann es sein, dass
sich die Inhaltsstoffe während eines 20jährigen Betriebs (bis 2012) nicht vermehrt haben?
- Die Landesregierung gestand gegenüber der Presse einen „Fehler“ ein, der sich aber
„unbeabsichtigt“ eingeschlichen habe. - Dass dies der Wahrheit nicht entsprechen kann,
geht aus weiteren Antworten hervor, wonach zuletzt 2006 eine Inventaranalyse gemacht
wurde und anonsten nur ganz pauschale Kenntnisse über angelieferte Volumina vorliegen.
Am 3. März 2016 veranstaltete der Kreisverband der Grünen gemeinsam mit der BI in
Kalbe (Milde), dem Sitz der Gesamtgemeinde, ein Bürgerforum mit dem Titel „Sanierung
des 'Silbersee' - Wie weiter mit der Bohrschlammdeponie Brüchau?“. 100 Altmärker
kamen, dazu der Präsident und ein weiterer Mitarbeiter des LAGB, sowie der
Bürgermeister von Kalbe.
Dorothea Frederking gab einen Überblick über die Lage, Lenz stellte die beiden KAs mit
ihrer Beantwortung und den darin befindlichen Unstimmigkeiten vor, Ebeling referierte
über die Erkenntnisse, die aus dem Grundwassermonitoring hervorgehen.
Im Rahmen der Aussprache kam auch der LAGB-Präsident Schnieber zu Wort. Angesichts
der gesamten Sachlage konnte er nur sehr defensiv auftreten und musste zugeben, dass
es sich bei der Bohrschlammdeponie Brüchau um ein schwerwiegendes Problem handelt.
Er versuchte, es als unfair hinzustellen, dass Ebeling Grenzwerte aus der Trinkwasser-
und der Grundwasserverordnung zitiert hatte, um deren starke Überschreitung in der
Umgebung des Silbersee zu veranschaulichen. Die Versammlung entnahm Schniebers
Worten allerdings, dass er eine rücksichtslose Einstellung hat, wenn er es als
selbstverständlich und quasi als ein Naturrecht betrachtet, im Zusammenhang der
Erdgasförderung das Grundwasser zu kontaminieren.
Zahlreiche Bürger berichteten von Erfahrungen mit der Deponie und wie – noch zu DDR-
Zeiten – verboten wurde, das Wasser aus den Hausbrunnen in Brüchau zu trinken.
Aufschlussreich war auch der Beitrag eines älteren Bewohners, der berichtete, dass die
Ziegelei ihren Betrieb einstellte, weil der Lehm so schlecht war, dass die Ziegel
zerbröselten.
Zum Abschluss verlas Bürgermeister Ruth ünter dem Beifall der Versammlung sein - auch
vom Stadtratsvorsitzenden, dem zuständigen Ortsbürgermeister sowie von MdL
Frederking unterzeichnetes - Schreiben an das LAGB, worin dieses zu einer Lösung
aufgefordert wird,
die
„zuverlässig, dauerhaft und kostenunabhängig jegliche Belastung für
Mensch und Umwelt aus der Bohrschlammdeponie in Brüchau auch für künftige
Generationen ausschließt.“
und überreichte es Herrn Schnieber.
Wir warten nun auf ein neues Lösungskonzept und werden dieses dann bewerte