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Montag, 17. September 2012, 11:34

Strategische Überlegungen im Kampf gegen Fracking in Nordhessen

Die bisher verfolgte Argumentationslinie, hauptsächlich
die Gefahren für das Trinkwasser zu problematisieren, ist grundsätzlich
richtig, weil sie eine unmittelbare Betroffenheit der Menschen im
Explorationsgebiet erzeugt.

Betrachtet man die technische Seite, zeigt sich jedoch
eine Schwachstelle dieser Argumentation.

Die Grundwasserhorizonte liegen deutlich oberhalb
der vermuteten Erdgasvorkommen und die Probleme in den USA sind in erster Linie
durch schlampige Abdichtung der Bohrungen zustande gekommen. Ein Durchstoßen
der Grundwasserhorizonte ist aber unvermeidbar, um an die tiefer liegenden
Schichten heran zu kommen. Hauptsächlich auf diesem Schwachpunkt baut die
gegenwärtige Abwehr-Diskussion auf.

Man kann darauf wetten, dass die Lobbyisten der
Förderunternehmen hier mit glasklaren und knallhart populistischen Argumenten
reagieren werden: „Bei uns in Deutschland wird nicht gepfuscht und unser
deutsches Bergbau-Ingenieurwesen weiß sicher zustellen, dass solche Dinge nicht
passieren!“ Schlussfolgerung der Politik: „Na dann ist ja alles okay...
Probebohrung genehmigt!“

Soweit darf es nicht kommen.
Weitere Argumente mit höherem Betroffenheitsfaktor
sind – wie schon oft dargestellt: Die Landschaftszerstörung, das LKW-Aufkommen,
Lärm- und Geruchsbelästigung, Explosionsgefahr, die Prozesswasser-Entsorgung,
die Gefahren im unter- und oberirdischen Umgang mit den Frack-Chemikalien.
Diese Aspekte müssen noch deutlicher problematisiert werden. Sie sind relativ
leicht nachvollziehbar, weil sie den Menschen aus anderen Bereichen (Verkehr,
chemische Industrie, etc.) bekannt sind. Hier kann man mit Analogien aus der
jüngeren Geschichte arbeiten.

Natürlich bleibt das Trinkwasserschutz-Argument nach
wie vor eines der wichtigsten. Aber es muss flankiert werden durch weitere
Risiko-Szenarien, die nicht zu entkräften sind, von denen manche aber leider
erst in fernerer Zukunft relevant werden können oder nicht unmittelbar
beweisbar sind.

Ein für spätere Generationen relevantes Argument
muss auch schon jetzt unbedingt propagiert werden: Was passiert mit den
Chemikalien, die wir heute in 3000 Metern Tiefe in den Boden pressen? In den
Schaubildern wird in der Regel mit Darstellungen operiert, denen die
geologische Struktur des nordamerikanischen mittleren Westens zugrunde liegt: Alles
schön horizontal geschichtet.
Die Situation in einer Region wie Nordhessen
ist vollkommen anders. Die Erdgas-führenden Schichten sind auch ca. 300 – 200
Millionen Jahre alt. Aber in viel jüngerer Zeit haben sich diese
Sedimentschichten, die das Zechsteinmeer gebildet hat, durch vulkanische und
andere tektonische Ereignisse vielfach verschoben, gehoben, gegeneinander
versetzt und auch durch Erosion bis an die heutige Erdoberfläche geschafft.
Kurz gesagt: Das Ende einer gasführenden Schicht
kann hunderte Kilometer von der Frack-Stelle an der Oberfläche zu Tage treten,
oder auch eine Spalte (entstanden durch Versatz der Schichten, „sog. Störung“).
Und dort kommt irgendwann auch der Chemiecocktail wieder ans Tageslicht. Es
kann aus dem selben Grunde auch passieren, dass im Umfeld unkontrolliert Gas
austritt.

Fazit
Es ist unbedingt erforderlich, die kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen als
Gesamtkomplex zu problematisieren
. Nur so kann verhindert werden, dass die
Bevölkerung und die Politik mit den allfälligen Hilfsargumenten Spritpreis und Arbeitsplätze für Dumm
verkauft wird und die Konzerne zum Zuge kommen. Die Forderung kann nur lauten:

Nicht nur KEIN FRACKING, sondern auch keine
Erkundung!
Wolfgang Ehle, 12. Sept. 2012