Sie sind nicht angemeldet.

Navigation

Bildergalerie TTIP, CETA und TISA

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Bürgerinitiative Fracking freies Hessen n.e.V.. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

1

Donnerstag, 18. Oktober 2012, 17:28

Neues aus dem Fracking-Wunderland Polen

Polens Schiefergas-Reichtum ein Kommafehler?

Der ehemalige polnische
Ministerpräsident Wlodzimierz Cimoszewicz sorgt mit Aussagen zum
Schiefergasvorkommen in seinem Land für Verwirrung. "Es kann sein, dass
es fast gar kein Schiefergas in Polen gibt", erklärte der Politiker, der
heute im polnischen Senat einen Sitz hat, im polnischen Radio. Der
Grund: Bei den Berechnungen könnte vor Jahrzehnten ein folgenschwerer
Kommafehler passiert sein.


"Ich fürchte, es könnte eine gigantische Sensation, einen Skandal
geben", so Cimoszewicz im Radio "Zet". Der Politiker stützte sich dabei
auf Erkenntnisse des Geologie-Professors
Krzysztof Szamalek von der Universität Warschau. Szamalek zufolge
basieren die Schätzungen zum polnischen Schiefergasvorkommen auf
Probebohrungen aus der Zeit der Volksrepublik Polen, bei deren
Dokumentation ein Schreibfehler passiert sei. Dabei sei ein Komma nach
rechts verrutscht, sodass die Ressourcen in Polen wohl nur ein Zehntel
des geschätzten Wertes betrügen.

Staatliches Institut: "Gas für 20 bis 50 Jahre"
Das
Staatliche Geologische Institut (Panstwowy Instytut Geologiczny) wies
die Aussagen zurück. Die Schätzung des Instituts, wonach in Polen
zwischen 345 und 768 Milliarden Kubikmeter Schiefergas lagerten,
gründeten sich auf eigene Analysen des bei Probebohrungen geförderten
Materials, sagte der Sprecher des Instituts der Zeitung "Gazeta
Wyborcza". Diese Menge würde den polnischen Gasverbrauch für 20 bis 50
Jahre decken.

Tatsächlich gingen aber frühere Schätzungen von deutlich größeren Vorkommen in Polen aus. So nimmt die US-Energieagentur
EIA 5,3 Billionen Kubikmeter an. Auf welche Daten sich die EIA dabei
stützt, ist unbekannt. Bisher gibt es auch keine Aussage dazu, ob die
Differenz zur polnischen Schätzung tatsächlich durch einen Schreibfehler
in alten Dokumenten zustandekam. "Wir können nur die Verantwortung für
unseren Bericht übernehmen", hieß es vonseiten des Geologischen
Instituts.

Ein Land im Schiefergas-Goldrausch
In Polen herrscht seit geraumer Zeit ein regelrechter Schiefergas-Goldrausch (im Bild: eine Fracking-Probebohrung
in Szymkowo). Das Land will nicht zuletzt seine Abhängigkeit vom
Hauptlieferanten Russland reduzieren. Die polnische Regierung hat diese
Woche nach langwierigen Debatten Richtlinien für ein Gesetz beschlossen,
das den Abbau von Schiefergas (im Englischen "fracking" genannt) regeln
soll. Die Minister haben vereinbart, dass künftig eine neue staatliche
Gesellschaft Teilhaber an allen Konzessionen zur Suche und zum Abbau von
Schiefergas wird. Außerdem wird der Rohstoff doppelt besteuert - beim Abbau und beim Gewinn.

Die Steuer für den Abbau des Gases soll ab 2015 fünf Prozent seines
Wertes betragen (beim Erdöl zehn Prozent). Zusätzlich müssen 25 Prozent
des Überschusses an den Staat und die Gemeinden abgeliefert werden. Die
Regierung schätzt, dass alle Abgaben und Steuern rund 40 Prozent des
Bruttogewinns der Firmen betragen werden. Das Umweltministerium soll die
Aufsicht über die ordnungsgemäße Durchführung der aus ökologischer
Sicht höchst umstrittenen Bohrungen verstärken.

In den vergangenen fünf Jahren hat das Umweltministerium 111
Konzessionen an interessierte Firmen vergeben. Die Unternehmen hatten
seither darauf gedrängt, dass Polen endlich einen rechtlichen Rahmen für
den Schiefergasabbau schafft. Die polnische Regierung erwartet, dass
eine entwickelte Schiefergas-Industrie
dem Land bis zu 500.000 Arbeitsplätze bringen könnte. Die
Steuereinnahmen sollen Schätzungen zufolge 20 Milliarden Euro betragen.

Fracking: Gasförderung mit flüssigen Chemikalien
Der Abbau
von Schiefergas ist umstritten, weil dabei eine mit Chemikalien
versetzte Flüssigkeit in die Erde gepumpt wird. Dieses sogenannte Fracking-Verfahren
bricht die Gesteinsschichten auf und lässt das Schiefergas entweichen.
Wegen Umweltbedenken ist dieses Verfahren in verschiedenen europäischen
Ländern derzeit nicht gestattet, darunter in Bulgarien und Frankreich.
Andere Länder wie die OMV in Österreich haben ihre Schiefergaspläne
vorerst auf Eis gelegt. OMV-Chef Gerhard Roiss forderte eine einheitliche EU-weite
Strategie beim Schiefergas. Sein Konzern wollte in Österreich eine
"Clean Fracking" genannte Methode anwenden, bei der keine Chemikalien
verwendet werden sollten.

In den USA ist nach Berichten über massive Umweltzerstörung und gesundheitliche Gefahren, z.B. durch großflächige Trinkwasser-Verunreinigung, mittlerweile eine stetig wachsende Anti-Fracking-Bewegung entstanden. Großen Anteil an der Skepsis gegenüber dem Schiefergas-Abbau trug u.a. die Kino-Dokumentation "Gasland" .
Aus: Krone.at
http://www.krone.at/Polens_Schiefergas-R…nt-Story-337960