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Mittwoch, 21. März 2018, 09:31

Brief an Die Grünen zum Thema: Ausbau einer Erdgasreserve

Von: agheorghiu@fweurope.org
An: oliver.krischer@wk.bundestag.de,oliver.krischer@bundestag.de
Kopie: julia.verlinden@bundestag.de,julia.verlinden.ma03@bundestag.de
Datum: 20-Mar-2018 16:02:53 +0100
Betreff: Erdgas ist keine Lösung sondern großer Teil des Problems: Deutschland braucht endlich eine echte Debatte!

Sehr geehrter Herr Krischer,

Bezug nehmend auf Ihren kürzlich erfolgten Vorschlag des Aufbaus einer nationalen Erdgasreserve, bitte ich Sie das beigefügte Positionspapier zu Gas eingehend zu studieren und sich - zusammen mit der Fraktion B90/Die Grünen - für eine echte und ehrliche Debatte zum Thema Gas in Deutschland einzusetzen.

Einige Kernpunkte liste ich nachfolgend auf:

Deutschland ist Europas größter Gasverbraucher (wobei der Verbrauch in den Jahren 2006-2016 um 10,5% gesunken ist - für die Jahre 2005-2015 ergibt sich sogar eine Reduktion von über 16%).

Deutschland verfügt über die größten Erdgasspeicherkapazitäten Europas und über die viertgrößten weltweit.

Die Gasimportkapazitäten (54 Mrd. m³ aus Norwegen, 208 Mrd. m³ aus Russland und rund 25 m³ aus den Niederlanden) sowie die Gasspeicherkapazitäten in Höhe von 24,6 Mrd. m³ übersteigen Deutschlands Verbrauch um mehr als das 3-fache.

Mit dem Anschluss der Nord Stream 2 Pipeline würde die Importkapazität sogar um weitere - nicht benötigte - 55 Mrd. m³ pro Jahr erweitert werden.

Obwohl die Auslastungsquote aller bestehender LNG-Terminals in der EU magere 22 % beträgt, wird dennoch ernsthaft der Bau des 1sten LNG-Terminals in Brunsbüttel debattiert (wobei das Gas wahrscheinlich vornehmenlich zur Kunstdüngerherstellung sowie für die petrochemische Industrie verwendet werden wird). Das bestehende Rotterdam LNG-Terminal des möglichen Investors für das LNG Terminal in Brunsbüttel, Gasunie, hat eine lausige Auslastungsquote von lediglich ca. 4 %!

Wenn neben den beim Verbrennen entstehenden CO2-Emissionen auch die bei Förderung und Transport anfallenden Methanleckagen berücksichtigt werden, fällt die Klimabilanz von Erdgas - wie mehrere aktuelle Messergebnisse in den USA bestätigen - deutlich schlechter aus als zunächst angenommen.

Gemäß den aktuellen Zahlen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) ist der Treibhauseffekt von Methanemissionen in den ersten 20 Jahren 84-87 mal stärker und in den ersten 100 Jahren 34-36 mal stärker als der von CO2.

Angesichts von Kipppunkten im Klimasystem, die schon in den nächsten 10 bis 20 Jahren zu abrupten und irreversiblen Klimaänderungen führen können, ist es unerlässlich, die aktuellen IPCC Zahlen für die Erstellung von Klimabilanzen zu verwenden und die extrem schädlichen Klimaeffekte von Methan in den ersten 20 Jahren zu berücksichtigen. De facto haben wir keine Zeit mehr weiterhin auf den Ausbau der Gasinfra

Momentan beruhen die Angaben der Methanemissionen in Deutschland allerdings auf Eigenberechnungen des Bundesverbandes für Erdgas, Erdöl und Geoenergie e.V. (ehemals WEG). Tatsächliche Messungen oder unabhängige Studien zu Methanemissionen aus der
Produktion fossiler Energieträger in Deutschland existieren bisher nicht.

Für die Berechnung der der CO2-Äquivalente von Methan wird immer noch der veraltete Faktor 25 (100-Jahreswert) aus dem IPCC Bericht 2007 verwendet. Auf dieser Grundlage wird auch die Klimabilanz von Gas gegenüber Kohle errechnet. Die Berechnungsmodelle müssen dringend aktualisiert und die Wissenslücken um die wirklichen Methanemissionen müssen
durch Messungen geschlossen werden, damit die wahre Klimabilanz von Gas präsent wird.


Was schon einige Studien vorher aufgedeckt hatten, hat nun eine neue Studie der NASA noch einmal bestätigt. Die Studie betont nicht nur, dass der drastische Anstieg von globalen Methanemissionen im letzten Jahrzehnt zum Großteil auf die Industrie fossiler Brennstoffe zurückzuführen ist, sondern auch dass der Anstieg wesentlich größer ist als bisher gedacht.

Laut NASA-Studie ist das Methan in unserer Luft pro Jahr um 25 Teragramm gestiegen, was in etwa dem Gewicht von 5 Millionen Elefanten entspricht. Davon sollen etwa 17 Teragramm allein durch fossile Brennstoffe entstanden sein.

Die von Prof. Kevin Anderson, University of Manchester & Uppsala University und Dr. John Broderick, University of Manchester & Teesside University, im Oktober 2017 veröffentlichte Studie „Natural Gas and Climate Change" ist mehr als eindeutig in ihrer Zusammenfassung. Bis 2035 wird der Verbrauch fossiler Brennstoffe inklusive Erdgas in der EU unvereinbar sein mit den Klimaschutzverpflichtungen gemäß dem Pariser Abkommen. Es bleibt uns also keine Zeit um auf Gas als vermeintliche Brücke in die post-fossile Zukunft zu setzen.

Heute geschaffene Gasinfrastruktur hat oft eine anvisierte Lebenszeit von 30 – 40 Jahren. Der Ausbau von Infrastrukturen für den Import von Erdgas wie Pipelines oder LNG-Terminals muss deshalb unbedingt verhindert werden. Damit werden sowohl das Entstehen von Lock-In-Effekten bei der Nutzung fossiler Energieträger als auch Fehl-Investitionen in verlorene Vermögenswerte vermieden. Das gilt es besonders dann zu berücksichtigen, wenn zur Finanzierung öffentliche Mittel verwendet werden.

Nicht umsonst hat sich ein Viertel des EU-Parlaments gegen den Ausbau weiterer Gasinfrastruktur vor kurzem ausgesprochen (siehe https://www.euractiv.de/section/energie-…der-kommission/ & https://www.euractiv.com/section/energy-…nergy-disunion/)


The Brief – Energy disunion – EURACTIV.com
www.euractiv.com
One quarter of MEPs surprisingly voted against the European Commission’s list of gas and electricity projects on Wednesday. The latest show of disunity once again ...


EU-Parlamentarier kritisieren geplante Energieprojekte der ...
www.euractiv.de
Eine Liste mit vorgeschlagenen Energieprojekten der EU-Kommission wird vom Parlament geprüft. Einige Abgeordnete werfen der Kommission vor, sich zu sehr auf fossile ...
Es ist also an der Zeit, dass sich B90/Die Grünen klar und deutlich zum Thema Gas (und Gasinfrastruktur) in Deutschland positionieren.

Auf Ihre Rückantwort bin ich gespannt und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Andy Gheorghiu



--
Andy Gheorghiu
- Policy Advisor -
Food & Water Europe
Stechbahn 9
34497 Korbach
Germany
land: +49 5631 50 69 507
mobile: +49 160 20 30 974
Skype: andy.gheorghiu2
www.foodandwatereurope.org
»Henner« hat folgende Datei angehängt:

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Montag, 26. März 2018, 14:59

Bundesregierung hat keinen Plan für den Ausstieg aus fossilem Erdgas

Julia Verlinden, Sprecherin für Energiepolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, kommentiert die Antwort der Bundesregierung zum Gasbedarf und Gasmix bis zum Jahr 2030:

"Es ist unverantwortlich, dass die Bundesregierung ein klares Ziel und eine Strategie für den künftigen Gasbedarf und Gasmix in Deutschland verweigert. Stattdessen verlässt sie sich offenbar blind auf Berechnungen der Fernleitungsbetreiber. Die Politik muss einen verbindlichen Ausstiegspfad für fossile Gase vorgeben, damit Fehlinvestitionen vermieden werden. Obwohl die Bundesregierung selbst von einem sinkenden Gasbedarf ausgeht, setzt sie auf Infrastrukturprojekte wie North Stream 2, die fossile Abhängigkeiten zementieren, klimapolitisch nicht vertretbar und europapolitisch hochumstritten sind. Das ist für die Energiewende und den Klimaschutz in Deutschland und Europa verheerend. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, muss der Gasbedarf deutlich sinken und fossiles Erdgas durch biogene und synthetische Gase ersetzt werden. Und die Gasinfrastruktur muss dafür fit gemacht werden, die Energiewende zu unterstützen. Die Bundesregierung ist in der Pflicht, zu erklären, wie das gelingen soll."

http://julia-verlinden.de/detail/article…ossilem_erdgas/