Dazu Kommentar von Christfried Lenz
21. Juni 2022
Es ist gut, dass Hans-Josef Fell daran erinnert, dass Kohle weniger klimaschädlich ist als Erdgas. Teile der Klimaschutz- und Energiewendebewegung haben sich vor wenigen Jahren nach Kräften bemüht, diese Kenntnis zu verbreiten, aber das Erinnerungsvermögen ist in der Gesellschaft leider kleiner als etwa das des Geldes.
Indem die Kohle-Erdgas-Thematik von Habeck (unbeabsichtigt) neu aufgerollt wird, wird erneut und besonders klar gemacht, was es mit der Erdgas-“Brücke“ auf sich hat: Sie ist gerade keine Brücke zu den Erneuerbaren, nicht mal eine Umleitung, sondern IRREFÜHRUNG. Der „natürliche“ und logische Gang der Energiewende wäre gewesen, dass die fossile Energie sukzessive durch EE ersetzt wird. Neuinvestitionen wären hierbei ausschließlich in die erneuerbare Versorgung geflossen. Nach wenigen Jahrzehnten hätte man Geschichtsbücher gebraucht, wenn man etwas über die „fossile Epoche“ erfahren wollte.
Doch die Gasindustrie grätschte dazwischen. Mit Hilfe von Politik, Medien und der Unbedarftheit vieler Energiewende-Akteure gelang ihr die Zirkusnummer: sie verbreitete die Meinung, dass man nicht direkt auf die Erneuerbaren umsteigen könne, sondern einen Übergang, eben eine Brücke, benötige, und das sei das Erdgas. – Schlichte Fortsetzung der fossilen Energie wird als „Übergang ins Zeitalter der Erneuerbaren“ verkauft! – Man möchte es nicht glauben, dass so etwas möglich ist in einer Gesellschaft, die angeblich „aufgeklärt“ ist, doch so ist es. Mit immensen Summen wird seitdem eine Gas-Infrastruktur aufgebaut, Milliarden, mit denen – volkswirtschaftlich betrachtet – die erneuerbare Versorgung hätte realisiert werden können. – Wir haben aber keine „Volkswirtschaft“, sondern eine „Profitwirtschaft“. Das ist ein wesentlicher Unterschied.
Aber Vorsicht! Die Grünen versprechen bekanntlich, dass die neue Gasinfrastruktur baldmöglichst mit erneuerbaren Gasen betrieben werden wird. Wer das anzweifelt – denn wie sollen diese Gase hergestellt werden, wenn statt in die Erneuerbaren ins Erdgas investiert wird? – macht man sich in Kreisen von Energiewende-Akteuren leicht unbeliebt, wird gar in die Ecke von „Verschwörungstheoretikern“ gestellt. Denn trotz jahrzehntelangen negativen Erfahrungen möchte man sich mit der Regierung doch gut stellen – und jetzt erst recht, wo die Grünen maßgeblich beteiligt sind.
Das Gute beschränkt sich aber auf Worte. Die Taten reden eine andere Sprache. Zur Sicherstellung von Erdgas reist der grüne Wirtschaftsminister auf dem Globus umher. Von Anstrengungen zur Beseitigung der Lieferengpässe bei PV-Materialien hört man nichts. Wo bleiben staatliche Programme zur massenweisen Ausbildung von Solateuren? – Das wird nicht gemacht, und ist auch nicht gewollt. Ebenso, wie die Befreiung der Erneuerbaren von bürokratischen Pflichten nicht gewollt ist, ebenso wie nicht gewollt ist, dass das Ahrtal zum „Solartal“ wird, und, und....
Es wird ständig deutlicher: Wenn sich die Energiewende-Bewegung auf den Staat verlässt, ist sie verlassen. Daraus sollte gelernt werden.
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Genau passend zum letzten Satz kam soeben die Einladung zur "Anpack-Kampagne des SFV". Das ist genau das, was wir brauchen! Wir müssen den Schritt vom "Protest gegen das Schlechte" zum "eigenständigen Aufbau des Guten" schaffen. Nur so besteht eine Chance, aus der Misere heraus zu kommen. - Bitte lest die nachstehende Mail des SFV und beteiligt euch an den Aktionen!