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Montag, 17. November 2014, 22:15

12 Mythen zu Fracking in Deutschland und Kommentare dazu

Volker H.A. Fritz (Dipl.-Ing.) den 11.11.2014

im Arbeitskreis Fracking
Braunschweiger Land
Mitglied im Zusammenschluss
„Gegen Gasbohren“
12 Mythen zu Fracking in D und Kommentare dazu
In der Diskussion über die eventuelle Zulassung der Fracking-Technologie in Deutschland zur
Förderung von Kohlenwasserstoffen und /oder anderer Sonderverfahren ähnlicher Art,
werden immer wieder Mythen eingebracht und dann als weitere Gesprächsgrundlage
verwendet.
Dabei geht es den Einbringern in erster Linie darum, ihre Haltung „pro Fracking-Förderung“
argumentativ zu untermauern. Ihre Haltung wollen sie gern mit mehr begründen, als mit dem
Interesse der Förderkonzerne, unsere Bodenschätze zu ihrem Vorteil zu fördern und dann
zu veräußern.
Die verwendeten „griffigen“ Argumente erscheinen dem unvorbereiteten Bürger logisch
und schlüssig. Dennoch zeigt sich bei näherer Untersuchung, dass sie eines Kommentars
bedürfen, wenn man ihren Gehalt sachgerecht einschätzen will. Die Komplexität der
einzusetzenden Verfahrensschritte und der dabei notwendigerweise anfallenden Begleit- und
Folgeerscheinungen machen es den Bürgern, aber auch den Politikern und den Medien
schwer, ohne Einweisung den Gesamtprozess zu überblicken.
Obendrein werden die Bürger dieses Landes von den weitgehend kontrollierten Medien (sei
es die Presse oder das Fernsehen) ungenügend, unsachlich und tendenziös über den
Themenbereich informiert.
Hinzu kommt noch, dass die Förderindustrie, unter dem Druck der öffentlichen Meinung bei
uns, vermeintlich „harmlose“ oder Verfahren ins Gespräch bringt, die den gleichen Zweck
verfolgen, aber ganz geringe oder keine Gefahren bedingen sollen.
Im Rahmen unserer umfangreichen Recherchen, um selbst die Vorgänge erst einmal zu verstehen
und tiefer in die Hintergründe einzudringen, haben wir in der Zeit seit März 2012 bis
heute manche überraschende Entdeckung machen und, für die Öffentlichkeit neue
Informationen, sammeln können.
Die nachfolgend aufgeführten und kommentierten 12 Mythen sind nicht die einzigen, jedoch
wegen der Häufigkeit der Verwendung zur Kommentierung herangezogen worden.
Mythos 1 Erdgas ist der „Brückenbrennstoff“ zur Erreichung der regenerativen Zukunft, weil
bei der Verbrennung 40% weniger CO2 entsteht, als bei Steinkohle
Mythos 2 Erdgas ist „sauber“ und schadet niemandem
Mythos 3 Fracking-Gasförderung in D bringt oder erhält viele Arbeitsplätze
Mythos 4 Tight Gas aus Sandsteinen ist nicht « unkonventionell », weil Erfahrungen vorliegen.
Mythos 5 die wundersame Vermehrung der Energievorräte in D durch die BGR in 2012
Mythos 6 billiges US-Fracking-Gas reicht mindestens 100 Jahre –USA als Exporteur
Mythos 7 US-Förderunternehmen produzieren Fracking-Gas wirtschaftlich ohne Subventionen.
Mythos 8 « Heimisches » Fracking-Gas könnte D unabhängig von Importen machen und den
Gaspreis stabilisieren .
Mythos 9 Das Gesamt-Frackingverfahren und seine Begleitwirkungen sind sicher kontrolliert.
Mythos 10 Grundwasserschädigungen sind praktisch ausgeschlossen durch hohe Standards
Mythos 11 „Brennende“ Wasserhähne in den USA und in Kanada haben nichts mit der
Fracking-Förderung zu tun.
Mythos 12 Der Schutz des Grundwassers hat oberste Priorität für die Förderer
Volker Fritz
2/10 12 Mythen zu Fracking . vom …11.11.2014 V.Fritz
Mythos 1
Erdgas ist der „Brückenbrennstoff“ zur Erreichung der regenerativen Zukunft, weil bei
der Verbrennung etwa 50% weniger CO2 entsteht, als bei Steinkohle
Untersuchungen dazu von der Cornell University, in Kalifornien, USA belegen eindeutig, dass
auch diese Behauptung einer Propaganda der U.S.-Gasindustrie nicht den Tatsachen gerecht
wird. Durch hohe Leckage-Werte unverbrannt entweichenden Methans wird sein Vorteil,
bei der Verbrennung nur etwa die Hälfte des schädlichen CO2 freizusetzen, durch die
vielfach höhere Schadenswirkung auf die Atmosphäre gegenüber dem CO2 mehr als
ausgeglichen.
Seine Schadenswirkung wird mit etwa 20% höher als die der Steinkohleverbrennung
geschätzt. In Summe beschleunigen die großen Mengen des freigesetzten Methans
sogar die Erderwärmung. Neue Untersuchungen in Fracking-Gasfördergebieten in den USA
ergaben Leckageraten von 5% bis zu 10%. Diese Mengen freigesetzten Methans tragen
massiv zur Erderwärmung bei. Ein im U.S.-Portal „ThinkProgress“ am 22.10.2014
erschienener Beitrag von Joe Romm titelt: “Methane Leaks Wipe Out Any Climate Benefit of
Fracking, Satellite Observations confirm”
Mythos 2
Erdgas ist sauber und schadet niemandem
Erdgas, als Rohprodukt aus dem Förderrohr, stellt immer ein Gemisch aus verschiedenen
Gasen dar, die noch Lagerstättenwasser, Salze und verschiedene Schwermetalle mitführen.
Ebenso werden Bestandteile der natürlichen Radioaktivität der Lagerstätte mit heraufgefördert.
In der Rohform ist dieses Gasgemisch nicht brauchbar und stark gesundheitsgefährlich.
Ist Erdgas erst einmal gefördert, von Schwermetallen und Quecksilber gereinigt, ebenso von
den mit hochkommenden Salzen und radioaktiven Beimengungen, müssen nur noch die höher
molekularen Bestandteile der Kohlenwasserstoff-Reihe abgetrennt werden. Alle diese Stoffe
sind giftig bis sehr giftig. Nur wenn das aufbereitete Erdgas, das in die Leitungsnetze zum
Verbraucher eingespeist wird, in höchstem Maße von diesen Beimengungen befreit worden
ist, ist es ungefährlich. Der Begriff „sauberes Erdgas“ ist ein Marketing-Gag.
In den Gebieten, wo Erdgas massiv gefördert wurde und weiter wird, sind die Menschen
großen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt, wenn sie nahe an den Förderplätzen
wohnen. Die Emissionen der Förder und Aufbereitungsanlagen schädigen massiv
die Gesundheit, wenn sie eingeatmet werden.
In den USA wurde bei Gebieten mit dichter Förderung schon bei Abständen von 10km
festgestellt, dass werdende Mütter von den Emissionen der Förderung Beeinträchtigung ihres
werdenden Kindes erlitten. Totgeburten, Geburtsschäden, früher Kindstod in den ersten
Monaten nach der Geburt häufen sich über dem Landesdurchschnitt und steigen immer weiter
an, je näher die untersuchten jungen Frauen an den Förderplätzen wohnen. Die Steigerungen
gehen bis zu 7fach über den Landesdurchschnitt.
Da heute so sehr mit schmucken Innenkaminen geworben wird, die mit Gas betrieben
werden, ist zu berücksichtigen, dass diese Kamine mit ausreichender Frischluftzufuhr
und geregelter Abluftableitung nach außen ausgestattet sind. Anderenfalls ist die
Gefahr einer schleichenden Vergiftung durch die Abgase im Raum gegeben, die ja noch
geringe Mengen des hoch giftigen Quecksilbers enthalten, das bei der Verbrennung nur
in den Raum verdampft, aber weiter seine Giftwirkung entfaltet.
Mythos 3
Fracking-Gasförderung in D bringt oder erhält viele Arbeitsplätze:
zur Zeit gibt es im Hauptförderland Niedersachsen nach Angaben der WEG 20.000
3/10 12 Mythen zu Fracking vom 11.11.2014 V. Fritz
Arbeitsplätze in der Förderindustrie. Doch diese Zahl ist weitaus zu hoch angesetzt.
Tatsächlich befindet sich in und um Celle ein Cluster an Zulieferbetrieben und deutschern
Töchtern großer Internationaler Konzerne und deren Zulieferer. Sie alle fertigen in Celle und
in Deutschland wegen der anerkannt hohen Qualität der Spezialprodukte und Spezialzubehöre
für höchste Sicherheitsanforderungen. Insgesamt sind in diesem Cluster ca.10.000
Beschäftige tätig, die zu fast 100% für die internationalen Märkte liefern, überall dorthin, wo
gefördert und wo gebohrt wird. Diese Arbeitsplätze hängen in keiner Weise davon ab, ob in D
Gas gefördert wird, oder nicht.
Es bleiben also bestenfalls 10.000 Arbeitsplätze rechnerisch übrig, wobei auch da wieder
Spediteure, Straßenbauer, Rohrverleger, Betonhersteller mit eingerechnet sind, die tatsächlich
auch arbeiten könnten, wenn keine Gas- und Ölproduktion in D mehr stattfinden würde, aber
eben auf einem deutlich geringeren Auftragsniveau basierend.
Doch nehmen wir mal diese 10.000 Arbeitsplätze als gefährdet an und rechnen:
bei derzeit 42 Mio versicherungspflichtiger Arbeitnehmer wären das 0,025% von Gesamt.
Fazit: nicht von wirklicher Bedeutung.
Zum Vergleich: die 15.000 Mitarbeiterinnen aus der SCHLECKER-Pleite werden schon
jetzt gar nicht mehr erwähnt.
eine weitere Überlegung dazu:
wenn die als „Projekte“ derzeit geplanten über 40.000 neuen Bohrungen, allein in
Niedersachsen, in größerem Umfang von mehreren Tausend Bohrungen jedes Jahr neu
erbohrt werden würden, würde die Gasindustrie in D sich „Contractors“ aus dem Ausland
heranholen und nicht etwa selbst in die sehr teure Bohr- und Frack-Ausrüstung investieren.
Die Ausländer wären obendrein auch viel billiger, als hiesige Arbeitskräfte. Und sie würden
je Bohrgerät und Jahr viel mehr Bohrungen abteufen und fracken, als unsere Firmen, denn sie
würden so arbeiten, wie sie es international gewohnt sind: ohne Rücksicht auf die Menschen
und die Umwelt. Vorsicht? Umsicht? – das kostet doch nur zusätzliches Geld – Tempo,
Tempo! Ergo: die erweiterte Bohr- und Frackingtätigkeit würde kaum neue deutsche
Arbeitsplätze schaffen.
Mythos 4
Tight Gas aus Sandsteinen ist nicht „unkonventionell“, weil Erfahrungen vorliegen
Es handelt sich bei dem in die tiefen Sandsteinschichten eindiffundierten Erdgas um eine
Vorkommensart, die drei verschiedene Erscheinungsformen haben kann, abhängig von der
Dichte und Durchlässigkeit der Gesteinsstruktur.
a.) großporig offener Sandstein mit einer dichten Deckschicht anderen Materiales darüber
hier fließt das Gas ohne weitere Maßnahmen nach Anstich durch die Förderbohrung
Einordnung: konventionell
b.) mittel- bis feinporige Sandsteinstruktur: wird die Schicht angebohrt fließt nur wenig Gas zur
Förderleitung, weil (meist durch den Bohrvorgang) das Gefüge im Bereich der Bohrung auch
noch zugequetscht wurde, oder zunächst gar keines. Um den Beginn der Förderung
auszulösen, wird die Bohrung mit einer kleinem Menge an Fracfluid „stimuliert“.
Danach fördert diese Bohrung viele Jahre
Einordnung „unkonventionell“ da ohne die „Bohrlochbehandlung“ eine Produktion nicht möglich
ist.
c.) sehr feinporige, stark verdichtete Sandsteinstruktur: sie lässt in der unbehandelten Form
keinen Gasfluss zu. Um eine Gasproduktion aus einer solchen Schicht zu ermöglichen, muss
sie im Untergrund flächig aufgebrochen werden. Das wird dann auch durch horizontal
abgelenkte Bohrungen und abschnittsweises Fracken der abgelenkten Bohrungstrecke
bewirkt. Dazu werden auch Cluster-Bohrplätze mit mehrfachen Bohrungen benötigt, die dann
in die verschiedensten Richtungen abgelenkt werden. Einordnung: „unkonventionell“.
Die Gasausbeute aus solchen Schichten ist gering, schon bald nach Beginn der Gasförderung
sinkt die Förderleistung spürbar ab und weitere Bohrungen müssen niedergebracht werden,
um eine gleichmäßige Gasförderung zu sichern.
4/10 12 Mythen zu Fracking vom 11.11.2014 V. Fritz
Fazit: sobald eine Gasförderung nach dem Anbohren der Lagerstätte und den
erforderlichen Vorbereitungen nicht von selbst mit Eigendruck fördert und zusätzliche
Maßnahmen erforderlich sind, um eine Förderung zu ermöglichen, handelt es sich
um eine „unkonventionelle“ Lagerstätte.
Die seit etwa Januar 2013 verbreitete Behauptung der Gasförderer, dass Vorkommen in tiefem
Sandstein „konventionelle“, seien, weil man ja damit schon Erfahrung habe und weil etwa 1/3
der deutschen Gasförderung aus solchen Vorkommen stamme, dienen dem Zweck, diese
Produktion aus den Auflagen der UVP herauszuhalten und weiter so zu verfahren wie bisher.
Dieser Verschleierungstaktik muss entgegen gewirkt werden, denn die Risiken des
Hochdruck-Fracking mit allen Begleiterscheinungen würden auch hier auftreten.
Mythos 5
die wundersame Vermehrung der förderbar geschätzten Gasvorräte in D durch die BGR
im Jahr 2012 (ohne Vorliegen neuer geologischer Daten)
Die Internationale Energie-Agentur bekommt seit Jahrzehnten regelmäßig von allen Bohr- und
Förderunternehmen Informationen über produzierte Mengen fossiler Brennstoffe und über
aufgefundene Lagerstätten und deren geschätzten Gehalt an förderbaren Kohlenwasserstoffen.
Diese Abschätzungen sind durch entsprechende Bohrkerndaten untermauert, die
Aufschlüsse über die Art, die Mächtigkeit, die Tiefenlage und die Speicherinhalte der Gesteine
an Kohlenwasserstoffen geben. Solche Informationen über deutsche Vorkommen an
unkonventionellen Kohlenwasserstoffen lagen der IEA umfangreich vor und sie hat daraus
im November 2011 ein förderbares Erdgasvolumen von 227 Mrd m3 aus deutschem Boden
abgeschätzt. In 2012 dann schätzte die IEA 0,9 Billionen m3 Gas in Place (GIP) und davon
200 Milliarden m3 förderbar ein. Am 25.06.2012 kam die BGR mit ihrer „überarbeiteten“
Einschätzung heraus: 13,0 Billionen m3 GIP Mittelwert (Schwankung 6,7 bis 22,7 Billionen)
davon 10% angenommen förderbar ergab im Mittelwert 1.300 Milliarden m3 Erdgas
förderbar.
Die BGR schätzte also nunmehr ein um 14-fach höheres Gesamtpotential ab und eine
förderbare Gesamtgasmenge, die 6,5 mal so hoch war wie die der IEA, ohne dass
neuere geologische Daten gewonnen worden waren.
Und plötzlich hatte Deutschland ein interessant erscheinendes Gasförderpotential.
Anschließend wurde in der Fachpresse und in den Medien nur noch von den 1.300 Mrd m3
berichtet, in den WEG-Unterlagen sogar von den 2.300 Mrd m3 als oberem Wert.
Die BGR, obwohl eine Bundesbehörde, versteht sich als Promotor der Verwertung der
Bodenschätze im deutschen Untergrund, der damit dem Staat Einnahmen verschafft.
Sie ist beim Thema „Fracking-Gasförderung“ keine neutrale Stelle, sondern
interessierte Partei auf der Seite der Förderunternehmen.
Man tut bis heute so, als wäre die Förderung von 1.300 Milliarden m3 Gas real möglich.
Das ist sie aber nicht, weil natürlich noch Ausschlussgebiete und Schutzbereiche von
den möglichen Förderflächen abgezogen werden müssen.
Zudem beruht die Schätzung der BGR von 2012 lediglich auf der Neubetrachtung der
vorhandenen geologischen Daten und Herr Ladage von der BGR behält sich
ausdrücklich vor, dass bei weiterem Erkenntnisgewinn seine Schätzungen unter
Umständen noch stark korrekturbedürftig sein könnten. Sie sind also unverbindlich,
nur eben praktischerweise deutlich höher angesetzt.
Mythos 6
billiges US-Fracking-Gas reicht mindestens 100 Jahre –USA als Exporteur:
die US-Energiebehörde hat sich in den Jahren ab 2003, als die Förderung von Fracking-Gas in
den USA immer stärker voran kam, von den Angaben der Förderfirmen zu den förderbaren
Gasvorräten blenden lassen, die absichtlich maßlos überhöht dargestellt worden waren.
Die Fehlschätzungen wurden wesentlich dadurch verursacht, dass die Förderkapazität
der bereits vorhandenen Fracking-Gasbohrungen auf 25 bis 30 Jahre hochgerechnet
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wurde, so wie das bei konventionellen Förderbohrungen berechtigt wäre, während die
gefrackten Bohrungen in unkonventionellen Vorkommen nur max. 4 bis 5 Jahre fördern
und dann aufgegeben werden müssen. Und besonders der starke Leistungsabfall der
Fördermenge schon am Ende des ersten Produktionsjahres erfordert während dieser
Zeit bereits das Abteufen neuer Bohrungen, um eine bestimmte Fördermenge zu halten.
Inzwischen hat die US-Energiebehörde schon zweimal ihre Prognosen massiv nach
unten korrigieren müssen, weil die Produktionsentwicklung in den USA weit hinter den
Prognosen zurück blieb. Nun wurden aus 100 Jahren 25 Jahre.
Die Fracking-Gasproduktion wird nach Ansicht von Fachleuten schon 2016 ihren
Höchstwert erreichen und danach schnell abnehmen.
Schon irgendwann ab 2020 bis 2025 werden die USA wieder ein großer Importeur von
Erdgas sein, weil die Produktion im Lande nicht mehr ausreicht.
billiges US-Fracking-Gas:
Der extrem niedrige US-Erdgaspreis (2003 noch 10.-USD/unit) von 2,0 USD/unit Anfang
2012 hatte seine Gründe in einer von Wall-Street-Investbankern spekulativ ausgelösten
Überproduktion an Fracking-Erdgas in den USA. Zeitweise wurde 4-fach mehr
produziert, als die Abnehmer in den USA verbrauchen konnten. Dadurch sank der Preis
so weit herab. Die Abnahmepreise der US-Haushalte sanken in dieser Zeit übrigens nur
um 10 bis 15%. Seit die großen Ölkonzerne der USA in das Erdgasgeschäft eingestiegen
sind, das vorher von überwiegend mittelständischen Firmen betrieben wurde,
stabilisiert der Gaspreis sich allmählich wieder. Im April 2012 erklärte der CEO von
Exxon Mobil, dem Marktführer bei Erdgas in den USA, dass beim Preis von 2,50
USD/unit sein Konzern jeden Monat bares Geld verliere.
Inzwischen hat sich der Großhandelspreis in den USA schon wieder bis auf ca. 4,60
USD/unit erholt. Die Förderkonzerne machen aber noch immer große Verluste, nun
schon im vierten Jahr. Deshalb versuchen sie jetzt, Gas zu exportieren und so durch
Verknappung des Angebotes in den USA den Gaspreis auf mindestens 8,00 USD/unit
zu heben. Dann würden die günstigsten Vorkommen mit hohen Leistungen je
Förderbohrung kostendeckend arbeiten, die ungünstigeren erst ab mindestens 10,00
USD/unit. Da geeignete Verflüssigungs- und Verladeeinrichtungen zum LNG-Gas-Export
erst gebaut werden müssen und die erste dieser Anlagen erst im Herbst 2015 in
Produktion gehen kann, wenn alles planmäßig verläuft, ist bis auf Weiteres hier keine
Änderung zu erwarten. Außerdem leisten die Stromerzeuger, die auf
Gasturbinenantriebe umgestellt haben, erbitterten Widerstand, da mit steigendem
Gaspreis ihr Geschäftsmodell unwirtschaftlich wird. Schon haben erste Stromerzeuger
stillgelegte Kohlekraftwerke wieder in Betrieb genommen.
Mythos 7
US-Förderunternehmen produzieren Fracking-Gas wirtschaftlich, ohne Subventionen
die US-Regierung strebte eine möglichst weitgehende Autarkie in der Versorgung mit fossilen
Brennstoffen an, so wie das vor Jahrzehnten schon einmal der Fall war. Darum wurden und
werden die Kohlenwasserstoffe fördernden Unternehmen massiv subventioniert, damit sie
bereit sind, die mit der Aufsuchung, Förderung, Aufbereitung, Verarbeitung, Verteilung und
Finanzierung verbundenen hohen Risiken einzugehen. Auch die Unternehmenssteuern
wurden und werden weiterhin für die Förderunternehmen in den USA in großem Umfang
erlassen oder gestundet.
Insgesamt wurde die U.S.-Fracking-Gasförderung 2013 mit einem Subventionsaufwand
von ca. 47 Milliarden USD vom amerikanischen Steuerzahler subventioniert. Dieser
Wert ist auch weiterhin jährlich zu erwarten.
Hinzu kamen seit 2005 die Befreiungen von den Vorschriften des Wasserschutzes und des
Umweltschutzes und von den Vorschriften zur Entsorgung hoch giftiger Abfälle in speziellen
Sonderdeponien. Hinzu kam die Befreiung von Reparatur- und Ausgleichspflichten für
beschädigte Straßen und Wege durch die Schwertransporte im ländlichen Raum.
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Mythos 8
„Heimisches“ Fracking-Gas könnte D unabhängig von Importen machen
der Begriff „heimisch“ ist im Zusammenhang mit der Öl- und Gasförderung aus
deutschem Boden absolut irreführend, wird aber gern von der Förderindustrie und den
führenden Politikern verwendet, um dieser Förderung ein „nationales Mäntelchen“
umzuhängen. Die Fakten hingegen sind die: der Besitzer einer Förderbohrung, die er zuvor
gemäß den Vorschriften der zuständigern Bergbehörde und auf der Basis der Regelungen des
geltenden Bundesberggesetzes niedergebracht hat, bezahlt für jeden m3 gefördertes Erdgas
oder jeden m3 Erdöl einen „Förderzins“. Und sobald dieser „Zins“ gezahlt ist, wird aus
„heimischem“ Gas z. Beispiel „Exxon-Gas“. Das geförderte Medium geht voll und ganz
in den Besitz des Förderers über und er kann frei darüber verfügen. Er kann zum Beispiel
das geförderte Gas auch über das Europäische Ferngasnetz nach Holland, Frankreich oder
Belgien liefern und dort verkaufen, oder auch an deutsche Abnehmer.
Er kann es auch, wegen der vergleichsweise geringen Menge mit anderem Erdgas
„verschneiden“.
Was allerdings tatsächlich „heimisch“ bleibt, weil es in unserem Untergrund geschieht,
ist die Beeinträchtigung und Gefährdung unserer Grundwasservorräte durch die
Förderaktivitäten und die nachfolgende Verpressung hoch giftiger Abfallflüssigkeiten in den
Untergrund in unserem Land. Und diese solcherart billig entsorgten Abfälle sind
Zeitbomben, die in Kürze, oder aber erst in der nächsten Generation, das Grundwasser in der
Gegend ihrer Deponierung im Untergrund kontaminieren und für die Verwendung als
Trinkwasser und Brauchwasser verderben können.
Viele namhafte Experten schätzen voraus, dass bestenfalls 2,5% bis 5% unseres heutigen
jährlichen Gasverbrauches aus Bohrungen in deutschem Boden befriedigt werden können
würde. Das bedeutet, dass wir weiterhin weit über 90% unseres jährlichen Gasbedarfes
importieren müssten. Also würde unsere Importabhängigkeit nur marginal
eingeschränkt werden. Aus dem gleichen Grund heraus, dass die erwarteten zuverlässig
produzierbaren Gasmengen viel zu gering sein würden, gegenüber dem Bedarf in
Deutschland, wäre über sie eine preisregulierende Wirkung nicht möglich.
Aber einmal abgesehen von der Verwendung, in Deutschland produziertes Fracking-
Erdgas im Sinne der Pläne der Förderunternehmen der Gasindustrie würde, bei Einsatz
der Methode des flächenhaften Aufbruches von Cluster-Bohrplätzen aus, um ein
Vielfaches teurer in der Produktion werden, als konventionelles Erdgas zu heutigen
Großhandelseinkaufspreisen ist. So lange diese Marktpreise für die Lieferung des
konventionellen Erdgases weiter im westeuropäischen Gasverbundnetz auf dem
heutigen Niveau verbleiben, hat Fracking-Erdgas keine Vermarktungschancen, es sei
denn, jeder m3 Erdgas würde massiv subventioniert.
Darüber hinaus ist unser Verbraucher-Lieferpreis für Erdgas ja mit hohen
abschöpfenden Preis- und Steueraufschlägen belastet, die politisch gewollt, dazu
dienen, dem Staat Steuereinnahmen zu verschaffen. Durch die künstliche Koppelung
des Gaspreises an den Ölpreis wird ein weiteres Mal in die Preisbildung des Gaspreises
eingegriffen.
Weder unsere Gashändler, die das Gas von den ausländischen Liefergesellschaften kaufen,
noch die Bundesregierung, noch die Netzinhaber der Endversorungsnetze, haben irgend ein
Interesse, den Gaspreis zu senken. Sie alle haben nur ein Interesse: den Gaspreis auf
unsere Kosten, auf Kosten der privaten Endabnehmer, steigen zu sehen. Und die
Industrie, damit sie nicht jammert, bekommt Sonderpreise für Großabnahme von Erdgas und
ist somit gar nicht in dem Maße betroffen, wie man es uns immer glauben machen will.
Spart sich Deutschland durch die „heimische“ Gasproduktion entsprechend
Importkosten ein? Die Gasproduktion in Deutschland ist nicht in der Hand des deutschen
7/10 12 Mythen zu Fracking vom 11.11.2014 V. Fritz
Staates oder eines staatlichen Unternehmens. Und die Gasversorgung ist ebenfalls nicht in
der Hand des deutschen Staates oder eines staatlichen Unternehmens.
Auch die großen im deutschen Boden angelegten Kavernenspeicher für Gas
sind nicht (mehr) in staatlicher Hand, sondern wurden „privatisiert“ und befinden sich
ausschließlich im Besitz von Mitgliedsfirmen der WEG.
Für die Erdölbevorratung ist eine Sondervereinbarung mit den Firmen getroffen worden,
die Erdöl bevorraten und Erdöl verarbeiten, die „Erdölbevorratungs-Vereinbarung“ die
von der in Hamburg beheimateten EVB überwacht und gesteuert wird. Somit hat der
Staat beim Öl eine Zugriffsmöglichkeit im Notfall.
Es gibt jedoch keine Gasspeicher in staatlichem Besitz oder Zugriff, auf welche im
Notfall zurück gegriffen werden kann.
Die aktiennotierten Förderunternehmen, die in Deutschland tätig sind, sind zugleich auch
Brennstoff-Händler für fossile Brennstoffe. Sie optimieren Ihre Kosten und Gewinne zum
Wohle der Aktionäre und sonst gar nichts. Sie kaufen Erdgas zu Tageskursen ein, die je nach
der Nachfrage im EU-Verteilernetz großen jahreszeitlichen Schwankungen ausgesetzt sind.
Gas-Kavernenspeicher im deutschen Boden werden dazu eingesetzt, im Sommer, während
der Zeit der geringsten Nachfrage, zu Niedrigpreisen Gas zu importieren und zu lagern und
dann während der Heizperiode das Gas zu höheren Preisen in das deutsche und zentraleuropäische
Netz einzuspeisen.
Die Zahlen sprechen für sich: die Gasproduktion in D hat keinen großen Einfluss auf die
Importe. Ca. 95 Mrd. m3 Erdgas werden importiert, ca. 95 Mrd. m3 Erdgas werden
jährlich auch in D verbraucht. Ca. 10 Mrd. m3 Erdgas werden gefördert und etwa 10 bis
12 Mrd.m3 werden jährlich exportiert.
Wenn auch das bei uns geförderte Erdgas als L-Gas in einem gesonderten Netz verteilt wird,
mindert seine Förderung nicht die Importmenge, da gleichzeitig Gas exportiert wird.
Durch die Einbindung in das zentraleuropäische Erdgas-Verbundnetz und durch die großen
privaten Gas-Speicherkapazitäten, die über Konsignationsvereinbarungen unverzollt befüllt
werden und deren Gasfüllungen erst bei Abgabe ins Netz zur „Inlandsware“ werden, ist eine
Abgrenzung nur schwer möglich.
Mythos 9
Das Gesamt-Frackingverfahren und seine Begleitwirkungen sind sicher kontrolliert: trotz
inzwischen 100.000er niedergebrachter und gefrackter Bohrungen in ganz
unterschiedlichen Gesteinsformationen und Tiefen in den USA und in Kanada ist das hoch
komplexe Gesamtverfahren – mit allen seinen Begleiterscheinungen nicht sicher beherrschbar
und einige Baugruppen bilden bekannte Schwachstellen, wie zum Beispiel die
Förderbohrungen und ihre abdichtende Zementierung zur Abdichtung der äußeren Bohrungsdurchmesser
gegen den umgebenden Untergrund. Hinzu kommen die Versagensgründe durch
menschliche Fehler. Gerade durch die hoch komplexen Abläufe im Höchstdruckbereich, mit
Systemdrücken von bis zu 1.500 bar können schon kleinste Fehler gewaltige Wirkungen
haben.
Die hohe Unfallrate auf den Bohr- und Förderplätzen der Fracking-Förderung, verglichen mit
normalen Arbeitplätzen in der Industrie, zeigt schon, welche besonderen Herausforderungen
die Fracking-Gasförderung und ihre Begleiterscheinungen mit sich bringen.
Von der Gesundheitsgefährdung durch die auftretenden Flüssigkeiten und Gase her gilt
Folgendes: das Frac-Fluid, also die auf dem Bohrplatz direkt zusammenzustellende Mischung
aus, Wasser, Füllsand und Chemikalien enthält giftige Komponenten, die für den Menschen
gesundheitsgefährlich sind. Das in der Lagerstätte vorhandene so-genannte
„Lagerstättenwasser“ ist H2O, dass beim Umwandlungsprozess der fossilen Sedimente
in Kohlernwasserstoffe während Millionen von Jahren anfiel und sich ebenfalls in der
Lagerstätte befindet. Egal ob Öl oder Gas, diese Flüssigkeit fällt bei der Förderung überall in
größeren Mengen an. Sie ist in der Regel hoch salzhaltig und hoch gefährlich, weil sie das
8/10 12 Mythen zu Fracking vom 11.11.2014 V. Fritz
Schwermetall Quecksilber und andere Metalle wie Blei, aber auch höher molekulare
Kohlenwasserstoffe enthält, die extrem giftig sind. Auch radioaktive Bestandteile sind
enthalten und werden mit der Förderung aus der Lagerstätte gespült und an die Oberfläche
gebracht. Austretende Gase bestehen ja nicht nur aus dem gewünschten Gas Methan,
sondern auch aus andern Gasen der Kohlenwasserstoffgruppe und auch aus
Schwefelwasserstoff, der hoch toxisch ist.
Mythos 10
Grundwasserschädigungen sind praktisch ausgeschlossen durch hohe Standards
der Fracking-Prozess selbst ist in seiner Wirkung im Untergrund nur begrenzt vorhersagbar.
Bei der Durchführung kann sich dann zeigen, ob nicht verborgene Fissuren im Untergrundgestein
das geplante Ergebnis und die geplante Risserstreckung der Fracking-Risse vereiteln,
oder ob vergessene Altbohrungen der Hochdruckflüssigkeit unerwartet den Weg an die
Oberfläche ermöglichen.
Es gibt zwar viele Theorien über die Rissausbreitung beim Fracken, speziell in vertikaler
Richtung (weil darüber ja die Grundwasserleiter zu finden sind), aber Praxiserfahrungen aus
über 1.200 Bohrungssätzen in verschiedenen geologischen Gebieten und sowohl onshore
als offshore Förderbohrungen ergaben, nach Auswertungen der Durham University, U.K.
und dem Bericht dazu vom April 2012 eine vertikale Rissausbreitung von 588m als
realistisch möglich. Fracker müssen also davon ausgehen, dass die vertikale Rissausbreitung
sich in dieser Weise vollziehen kann. Es wurden auch vertikale Rissausbreitungen von über
1.100 m festgestellt, aber als absolute Einzelfälle aus der Betrachtung herausgenommen.
Aber nicht nur der Fracking-Prozess gefährdet das Grundwasser. Schon beim Bohren
der Förderbohrung in den tiefen Untergrund wird die Wasserebene des trinkbaren
Grundwassers durchbohrt und die Bohrspülung kann bereits ins Grundwasser gelangen.
Später, wenn die hoch giftigen Abfallflüssigkeiten unter Hochdruck in den tiefen
Untergrund gepresst und so billig entsorgt werden, meistens unter Verwendung ehemaliger
Förderbohrungen, entstehen aus diesen verpressten Flüssigkeitsmengen im Untergrund
tickende Zeitbomben, die das darüber liegende Grundwasserniveau durch Migration im
Untergrund und durch Aufstieg über Klüfte und Altbohrungen kontaminieren können. Es wurde
festgestellt, dass diese deponierten Flüssigkeiten sich im Boden ausbreiten und nicht etwa
statisch am Einpressort verbleiben. Und nach Stilllegung und Versiegelung von Förder- und
Verpressbohrungen können diese durchkorrodieren und so Durchlässe für Gase und
Flüssigkeiten schaffen, die danach in Grundwasserleiter gelangen können. Deutsche
Bergbehörden beharren dennoch bis heute darauf, dass diese verpressten Flüssigkeiten sich
nicht bewegen.
Mythos 11
„brennende“ Wasserhähne in den USA und Kanada haben nichts mit Fracking-
Gasförderung zu tun
nach der Verbreitung des in den USA mit einem Preis ausgezeichneten Dokumentarfilmes
„GASLAND“ von Josh Fox ließ die U.S.-Gasindustrie eine Gegenpropaganda erarbeiten.
Ein Wissenschaftler-Team berichtete später, dass es bei derartigen Erscheinungen in
Pennsylvania sich nicht um Erdgas handele, das aus gefrackten Gasvorkommen aufgestiegen
und in die Brunnen der Häuser gelangt sei, sondern das sei als Methan analysiert worden, das
aus oberflächennahen Verwesungsprozessen im Boden stamme. Und seither wird diese
Behauptung überall von der Gasindustrie propagandistisch als Waffe gegen Fracking-Gegner
eingesetzt, auch vom Exxon-Konzern in D.
Die Wahrheit sieht jedoch anders aus! Ich verweise auf 2 Untersuchungen:
9/10 12 Mythen zu Fracking vom 11.11.2014 V. Fritz
Schon im Jahr 2000 in Peking bei einem weltweiten Branchentreffen trug die Society of
Petroleum Engineers (SPE) –kanadische Sektion - ihren Bericht SPE-64733 vor „Why
Oilwells Leak“. https://www.onepetro.org/conference-paper/SPE-64733-MS
Darin wurde über Untersuchungen an undichten Förderbohrungen in Alberta, Kanada berichtet
und die Ursachen für Undichtigkeiten an Förderbohrungen ermittelt, die dann zur
Ausbreitung des Methans im Boden geführt hatten und zur Anreicherung in Brunnenwässern
von Wohnhäusern und teils auch zu Bränden in Häusern durch mit dem Wasser aus den
Hähnen austretendes Methan..
Und eine neuere Untersuchung durch Autor Thomas Darrah vom September 2014 durch
die PNAS (doi:10.1073/pnas.1322107111) in den USA in den Fördergebieten des Barnett
Shale und des Marcellus Shale bestätigt, dass es sehr wohl die schadhaften Zustände der
Förderleitungen sein können, die zum Austritt geförderten Gases in den umgebenden
Untergrund und zum Aufstieg entlang der Förderbohrungsummantelung nach oben in den
Grundwasserbereich geführt haben. Die große Mehrzahl der dort untersuchten Fälle ergab,
dass gefördertes Methan aus Erdgaslagerstätten durch Undichtigkeiten, Unzulänglichkeiten,
unvollständige oder fehlende Abdichtung zwischen dem Außenmantel der
Förderbohrung und dem umgebenden Gestein die Möglichkeit hatte, außen an der Bohrung
entlang nach oben zu steigen.
Mythos 12
Der Schutz des Grundwassers hat für die Förderer oberste Priorität
kaum eine Behauptung der Förderbranche für Kohlenwasserstoffe wird in letzter Zeit mit so
viel Nachdruck verbreitet. In fast jeder ihrer Schriften taucht die Besorgnis um unser
Grundwasser auf. All diese Äußerungen sind vom Gehalt her Propaganda, bestenfalls als
allgemeine Absichtserklärungen zu verstehen. Denn in unserem dicht besiedelten Land
mit seinem bereits hohen Nutzungsgrad der Grundwasservorräte ist es höchst
fragwürdig, Fördermethoden, Bodenaufbruchverfahren und unterirdische Entsorgung
flüssiger Abfälle in tiefen Bodenschichten zu praktizieren und riesige Mengen an gutem
Wasser durch Förderung von Fracking-Öl und Fracking-Gas als Prozesswasser zu
kontaminieren und dem menschlichen wie dem tierischen Gebrauch zu entziehen.
Unser gutes Grundwasser, in ausreichender Menge, muss tatsächlich Vorrang vor
kurzfristigen Verdienstmöglichkeiten mit gefracktem Öl und Gas haben.
Wie wenig diese, in ihrem Wesen eher hemdsärmelige, Industrie Rücksicht auf die Bewahrung
unserer Ressourcen nimmt, lässt sich daraus schließen, dass sie Förderbohrungen mitten
in bekannten Grundwasserreservoiren niedergebracht hat und diese zum Teil später sogar als
Verpressbohrungen genutzt hat und zum Teil weiter nutzt. Ein solches Vorgehen müsste sich
eigentlich von selbst verbieten, denn die Industrie weiss aus langer Erfahrung dass ihre
Bohrungen und deren abdichtende Ummantelungen nicht dauerhaft dicht bleiben.
Sie sind teils von Anfang an nicht einwandfrei ausgeführt und mit der Nutzung und Alterung
unter korrosiven Bedingungen steigt der Anteil undichter Bohrungen von Jahr zu Jahr an.
Die Förderunternehmen tun genau nur so viel zum Schutz unseres Grundwassers, wie
sie es tun müssen und auch das vorrangig dort wo wir es sehen können.
Und in der Vergangenheit haben die beaufsichtigenden Bergbehörden die Bohrschlammgruben
auch als „zulässig“ genehmigt.
Die zur Zeit beginnenden umfangreichen Arbeiten zur Beseitigung giftiger Bohrschlammund
Ölschlammdeponien im Emsland, die einst als billige Kippen angelegt wurden und
viele 10.000 to kontaminierten Materials enthalten, lassen deutlich werden, welche großen
Umweltsünden bei der Öl- und Gasförderung in Deutschland in der Vergangenheit begangen
wurden, anstatt solche Abfälle von Anfang an auf speziellen Sonderdeponien zu entsorgen.
10/10 12 Mythen zu Fracking vom 11.11.2014 V. Fritz
GdF Suez allein muss jetzt aus dem ehemaligen Förderfeld Rühlermoor 46.000 m3
Material und aus einer weiteren Grube 35.000 m3 herausholen und geordnet deponieren.
Heute muss für viel Geld repariert werden, was damals an der Umwelt verbrochen wurde.
Noch ist gar nicht hinreichend analysiert, wie stark im Bereich dieser Gruben das
Grundwasser verunreinigt wurde, denn die Abfälle lagern teils schon mehrere Jahrzehnte
dort. Es ist zudem zu erwarten, dass in nächster Zeit noch weitere Bohrschlammgruben in den
Bohr- und Fördergebieten ausfindig gemacht werden und dann ebenfalls geordnet entsorgt
werden müssen. So enthält die Grube Erika an der A 31 weitere 35.000 m3 Ölschlamm, der
beseitigt werden muss. Viele Millionen EUR werden allein diese Arbeiten verschlingen.
Weitere acht solcher ehemaligen Schlammgruben stehen noch unter der Bergaufsicht des
LBEG und müssen ebenfalls ordnungsgemäß entsorgt werden.
Im Heidekreis wurden laut NDR-.Bericht 32 Bohrschlammgruben in einer Auflistung des LBEG
geführt, von denen die Bohrschlammgrube Hamwiede zur Zeit von Exxon Mobil rekultiviert
wird. Da ist also noch die Beseitigung weiterer erheblicher Altlasten zu erwarten.
Übrigens, einige dieser Gruben wurden mit Genehmigung der Bergaufsicht bis in jüngste Zeit
noch als Schlammgruben genutzt.
V. Fritz